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Wir wollen doch nur schwimmen.

29.07.2024

Bewegend, wie Lukas Märtens beim Abspielen der Nationalhymne mit seinen Emotionen kämpft. Gold über 400 Meter Freistil. 22 ist Lukas, und in diesem Moment mögen tausende von Bildern im Zeitraffer an seinem inneren Auge vorbeigezogen sein. Das jahrelange beinharte Training in Magdeburg, „die schönste Stadt der Welt“, wie Mertens im Interview sagt. Die Eltern, die ihn von klein auf zum Training gebracht haben. Und dann der Stolz auf sein Land, die Fahne, die Hymne, die Hand auf der Brust.

Ein zweites Bild. Kurz darauf treten zwei russische Schwimmer auf, laufen durch den Bogen. Unsicherheit auf beiden Seiten. Ein wenig Trotz, ein wenig Angst lese ich in ihren Gesichtern. Vereinzelte Pfiffe aus dem Publikum. Und ich stelle mir vor, was in Jewgeni aus Wolgograd – nennen wir ihn einmal so – vorgeht. Viele Jahre hat er sich geschunden und gequält für den großen Traum Olympia. Und jetzt – ohne Flagge, ohne Stolz, ohne Anerkennung in Paris. Bei Olympia. Ein Sohn Russlands. Er kommt aus dem geächteten Land eines Kriegsverbrechers. Was kann er dafür? Nichts.

Ich möchte jetzt keine klugen Sprüche über Sport und Politik, über Boykott und Staatsdoping absondern. Ich versuche nur, mit Lukas und Jewgeni mitzufühlen. In beiden Fällen kann ich mit ihnen weinen.