Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.
Ich kann sie so gut verstehen. Vor 40 Jahren saß ich auch auf der Straße. Nicht festgeklebt, aber überzeugt. Weggetragen werden musste ich auch. Nicht in Berlin, sondern in Mutlangen auf der schwäbischen Alb. Es ging nicht um das Klima, sondern um Atomraketen. Genauso wie die Letzte Generation wäre ich auch für meine Überzeugung in den Knast gegangen.
Die Pershings sind weg aus Mutlangen. Das Klima kollabiert weiter. Deshalb – jenseits aller Kritik – mein größter Respekt vor denen, die auf der Straße kleben.
Kommt noch ein Aber? Ja, es muss kommen. Die Klimaaktivisten sind längst gehört worden. Vielleicht nicht radikal genug für deren Begriffe. Die Forderungen – nach Tempo Hundert und dem 9 Euro Ticket beispielsweise – sind nicht mehr kriegsentscheidend.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich die Proteste ein Stück verselbstständigt haben. Dass es jetzt auch um Trotz und um Durchhalten um jeden Preis geht – koste es was es wolle. Märtyrer schaffen – das war in jeder Protestbewegung die Versuchung.
Es geschieht einiges. Habeck lehnt sich kräftig aus dem Fenster, was die Erneuerung der Hei-zungsanlagen geht. Der Kompromiss zwischen Wirtschaft und Klima muss einfach gelingen, damit die Ziele mehrheitsfähig werden. So funktioniert Demokratie nun mal. Und ich möchte weder eine grüne noch eine schwarze oder sonst eine Diktatur.
Darum, liebe Aktivisten: meinen Respekt und auch meine Solidarität. Nur eines wünsche ich mir auch: Dialog Fähigkeit und Gesprächsbereitschaft. Nur wenn aus Feinden Partner werden, kann es gelingen. Und eine lebenswerte Welt für alle Generationen wollen wir doch alle, oder nicht?