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Wahre Freundschaft.

27.04.2022

„Freunde in der Not gehen 1000 auf ein Lot“ sagt ein altes Sprichwort. Will sagen: In der Not ist man allein. Ich widerspreche deutlich. Meine Erfahrung ist ein andere.

Wir haben gestern ein Fest gefeiert. Mit unserer Pastorin und vier lieben Menschen aus unserer Kirchengemeinde, die auf der Trauerfeier für unsere Tochter vor 1 ½ Jahren gesprochen und unglaublich schöne Musik gemacht haben.

Und nicht nur sie, sondern sage und schreibe 232 Adressen habe ich in meinem Mailordner „Freundeskreis“ gespeichert. Sie alle haben uns in den letzten Monaten und Jahren in einer Lebens- und Glaubenskrise begleitet. Mit Mails, Briefen, Karten, Anrufen, Besuchen, Geschenken – es war sogar eine warme Wolldecke dabei, in die ich mich kuscheln soll, wenn mich die Angst überfällt.

Gestern also haben wir gefeiert. Mit Sekt und Wein, mit einem sehr leckeren Drei Gang Menu. Wir saßen bis Mitternacht. Wir haben viel gelacht, zusammen geweint, an unsere Tochter gedacht und an alle Menschen, die um sie herum trauern. Es war ein unglaublich reicher, prall-voller Abend. Wir haben das Leben gefeiert und gemeinsam getrauert, dass ein Mensch, der uns alles bedeutet hat, jetzt nicht mehr körperlich bei uns sein kann.

Zum Abschied haben wir uns lange im Arm gehalten. Freundinnen und Freunde in der Not – sie sind und bleiben in einem Boot. Wir haben wieder gemeinsam schätzen gelernt, dass wir in einer tragfähigen, spirituellen Gemeinschaft leben dürfen.