Schrei nach Hilfe.
Fassungslosigkeit. Leere. Abgrundtiefer Schmerz. Das ist die Gefühlslage, wenn sich ein junger Mensch das Leben nimmt. Alles lief super. Examen so gut wie in der Tasche, die Hochzeit stand kurz bevor. Er war 25. Und dann findet ihn die Freundin leblos in der gemeinsamen Wohnung. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund. Keine Anzeichen. Kein Abschiedsbrief. Nichts. Ich habe das als junger Pastor schon einmal erlebt. D. war ein stiller, aber positiver Mensch. In der Mitte des Lebens, Single, erfolgreicher Steuerberater. „Wärst Du hier gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben“ predigt mein Kollege. Das war die Klage der Schwestern Maria und Martha, als Jesus zum Kondolenzbesuch für den verstorbenen Lazarus vorbeikommt. Dieser Satz hat mich seitdem nie mehr losgelassen. Wir kann es sein, dass unser 25jähriger Freund, dass D. mitten unter uns lebte und niemand etwas gemerkt hat? In unserem Freundeskreis lebt ein junger Mann, den wir gefährdet halten. Eine Hautkrankheit plagt ihn so schrecklich, dass er nicht mehr mag. Und das ist absolut verständlich. Was tun? Helfen, Hilfe anbieten. Nicht nur der Dermatologe ist da gefragt, sondern der Psychotherapeut. Ich will noch aufmerksamer auf die leisen Signale achten. „Ich mag den Herbst nicht“ ist eines davon. Dieses stille in-sich-gekehrt-sein, der leere Blick. Diese Signale des „ich-mag-nicht-mehr“. Es gibt Hilfe. Den psychologischen Notfalldienst. Die Telefonseelsorge. „Wärst Du da gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben“. Ich weiß, dass ich nichts verhindern kann. Aber ich kann zuhören und auf die stillen Hilfeschreie achten.