In zwei Wochen gehts los!
Die ganze Welt schaut mit zumindest gemischten Gefühlen nach Katar. Dort startet die Fußball-WM. Eine korrupte FIFA, ein aus Image-Gründen von einem Wüstenstaat gekauftes Turnier, viele tote Fremdarbeiter auf den Baustellen ... Selbst die hartgesottensten Fans, zu denen ich mich auch zähle, fordern einen Boykott. Zu spät. Das Turnier wird gespielt werden – so oder so.
Es lohnt sich, einen intensiveren Blick auf Katar zu werfen. 2,6 Millionen Einwohner, 300.000 Menschen haben einen katarischen Pass. Kontrolliert wird der Staat im Wesentlichen von der Dynastie Al-Thani, zum erweiterten Familienkreis gehören 20.000 Menschen. Katar ist längst zu einer der führenden Wirtschaftsmächte der Welt geworden – man schätzt die Beteiligungen an Konzernen in der ganzen Welt auf 350 Milliarden Euro. 2 Milliarden stecken in Fußballklubs in Europa, unter anderem gehört Paris St. Germain den Kataris. Anteile an der Londoner Börse und an den Banken Barcleys und Credit Suisse sind im Portfolio des unermesslich reichen Wüstenstaates. Aber ein anderer Bodenschatz ist gerade in diesen Zeiten mehr als Gold wert: 12,5% der bekannten weltweiten Vorkommen an Flüssiggas gehören Katar. Olaf Scholz war dort und hat mit den Scheichs verhandelt, um Deutschland aus der russischen Gas-Falle zu bugsieren. Klar, die WM und viele andere große Sportveranstaltungen werden aus Imagegründen ausgerichtet. Um von der katastrophalen Menschenrechtslage abzulenken. Arbeitssklaven, die Verfolgung von Homosexuellen, Frauenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit – Reporter ohne Grenzen führen das Land auf Platz 119 von 180 bewerteten Staaten.
Die Welt sitzt in der Falle. Sie hat sich von Milliardären am Persischen Golf kaufen lassen. Nur ein Boykott der Fußballer selbst hätte den Ausverkauf des internationalen Fußballs verhindern können. Aber die Kicker belassen es bei halbgaren Protestaktionen und fahren trotzdem hin. Es ist eine Schande, dass am 20.11.2022 das Turnier angepfiffen wird.