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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Schatz, wir müssen reden!

02.11.2022

Das BAP-Konzert war wieder mal Hammer. Bis zu der Stelle, als ich zusammengezuckt bin. Nein, es war nicht das „Arsch hu, Zeng usenander“ des unvergleichlichen Wolfgang Niedecken. Es war seine Bemerkung, dass er nicht verstehen könne, „welche Arschlöcher die gewählt ha-ben.“ Er meinte Populisten vom Schlag eines Trump oder Bolsonaro.

Szenenwechsel: Sie wurde von der Familie, den Freunden und der Kirchengemeinde ausge-grenzt. Weil sie in Sachen Corona-Maßnahmen und Impfen nicht den Mainstream vertritt. Querdenker war die harmloseste Bemerkung, Nazi die vielleicht bitterste.

Und damit bin ich beim Punkt. Wenn wir unsere Demokratie und unsere Kommunikationskul-tur vollends erledigen wollen, dann müssen wir uns auf das Sprach- und Denkniveau derer herablassen, die wir eigentlich für die Feinde des Dialogs halten. Indem wir den Dialog mit ihnen ablehnen und sie nur mit Schlagwörtern und Klischees in Schubladen stecken.

In der großen Politik ist dieses Schwarz-Weiß-Denken auch der Tod der Verständigung. Ich halte Vladimir Putin auch für einen Aggressor, aber ich höre mir trotzdem seine Argumente an. Dass die NATO entgegen der Zusage an Gorbatschow immer weiter nach Osten vordringt und Russland sich bedroht fühlt zum Beispiel. Und ich halte Zielinski auch nicht für einen Hei-ligen, dessen Aussagen per se in die Kiste gut und Notwehr eingeordnet werden können.

„Mit der rede ich nicht“ war die Aussage eines guten Freundes, als ich ihn fragte, ob er mit einer Wortführerin der anderen Gruppe in der Kirchengemeinde schon einmal gesprochen hat. Das Ende des Dialogs ist immer der Anfang des Krieges.