Kinder und Narren.
Kinder und Narren sagen die Wahrheit. So war das immer. Im Mittelalter gab es den Hofnarren. Der durfte alles. Er hatte Narrenfreiheit und durfte die Obrigkeit durch den Kakao ziehen.
Die ersten Nachrichten über Fastnachtsfeiern stammen aus dem 12. oder 13. Jahrhundert als Gegensatz zur nachfolgenden Fastenzeit. Bevor nicht nur dem Fleisch, sondern allgemein Fett und Milchprodukten bis hin zur Sexualität vierzig Tage lang entsagt wurde, herrschte eine Zeit der Völlerei, der Maßlosigkeit, der derben Scherze und der sexuellen Ausschweifungen. Mancherorts wurde der Berufsgruppe, die am meisten unter dem Fasten zu leiden hatte, den Metzgern, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In Nürnberg beispielsweise ließen die Metzger in einem Tanz zum letzten Mal "die Sau raus".
Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Narren Menschen, die sich nur dumm stellten oder über besonderes künstlerisches oder humoristisches Talent verfügten, die als Unterhalter – oft eben am Königs- oder Fürstenhof engagiert wurden. Teilweise gab es an Höfen Narrenausbilder, die auffällige Kinder aus der Umgebung zusammensuchten und sie zu Hofnarren ausbildeten. Das sind bis heute die Büttenredner. Später bildeten sich die Carnevalvereine, die den ganzen Zirkus auf die Straße bringen. Also: heute noch die Sau rauslassen – am Aschermittwoch ist alles vorbei.