Im In-Ear-Modus.
Ich spiele in Bands. Gitarre und Vocals. Ein Zauberwort macht gerade die Runde: In Ear. Die fetten schwarzen Monitorboxen haben ausgedient. Dir Bühnen specken ab und wirken aufgeräumter. Wo früher die Technik das Bild beherrschte, sind es heute die Sängerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten. Die ganz modernen haben auch kein Micro mehr, sondern ein kaum sichtbares hautfarbenes Mikro an der Backe.
Wir sind die In-Ear Generation. Als aktiver Radler nervt mich das ungemein und ich denke, es sollte zur Unfallvermeidung im öffentlichen Raum verboten werden, mit diesen Stöpseln im Ohr rumzulaufen, auch noch kabellos, damit man keine Chance hat, was zu erkennen.
Das passt zu meinem Podcast von gestern. Selbstoptimierung. Ich bin nur noch mit mir selbst beschäftigt. „You just call out my Name and you know, whereever I am, I will running ….” Was aber, wenn der Angesprochene im In Ear Modus ist?
Gestern habe ich nach einer anstrengenden 130 KM Rad Tour in schwüler Hitze meine In-Ears nicht dringehabt. Ich habe mich mit einem Freund getroffen. Dieser hat mich die letzten Jahre in Depression, Tod meiner Tochter und anschließender Krebsbehandlung begleitet wie kein Anderer. Er trug unser gemeinsames T-Shirt. Freundschaft hört nie auf.
Ich habe in der letzten Zeit manchmal daran gedacht, zu gehen, sagte er. Aber dann habe ich gedacht, der Günter hat so viel verloren in den letzten Jahren, mich kann er nicht auch noch verlieren. Hier bin ich. Ich für Dich und Du für mich. So Out-Ear war ich ganz selten in meinem Leben. Danke, lieber Freund. Freundschaft hört nie auf.