Hamster im hinteren Stromgebiet.

Ich liebe die Bücher von Joachim Meyerhoff. Habe sie alle gelesen und „wann wird es endlich so, wie es nie war“ habe ich im Kino gesehen. Alle 5 Bücher von ihm sind autobiografisch. Und sein neuestes, es heißt „Hamster im hinteren Stromgebiet“ hat mich deshalb erwischt, weil es auch meine Geschichte erzählt. Joachim Meyerhoff sah sich „aus heiterem Himmel“, wie man so sagt, im Krankenhaus auf der Stroke Unit. Schlaganfall. Er bescheibt auf 400 Seiten das, was er erlebt, gedacht, erinnert und phantasiert hat.

Als ich im Herbst 2021 ins Krankenhaus eingeliefert wurde, Diagnose Krebs, habe ich dieselbe Zeit durchlebt. Alles zieht im Angesicht des möglichen Todes aus dem Unterbewussten kom-mend am Bewussten vorbei. Alle Erinnerungen, Ängste, gelebte und ungelebte Träume. Einer solche Krankheitszeit ist ein tiefer Einschnitt. Eine Zeit der Reinigung und der Besinnung aufs Wesentliche. Nicht, dass ich einem Menschen so etwas wünschen würde. Den Moment der Diagnose nach der OP: Herr Mahler, ein solches CAP-Syndrom ist in den meisten Fällen tödlich. Was ist das? Fragte ich. Cancer of unknown Primarius. Also Metastase mit unbekanntem Wirt.

Ich war allein im Zimmer, meine Frau war zu Hause und wir haben die Nacht – an unterschied-lichen Orten – durch gebrüllt, geweint und gebetet.

Bei Meyerhoff und Mahler ist die Geschichte zunächst gut ausgegangen. Vorläufig.

Warum Sie Hamster im hinteren Stromgebiet lesen sollten, auch wenn sie keine schwere Krankheit durchleiden müssen? Es hilft, das Leben neu zu sortieren. Sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wesentlich ist. Jeden Tag so zu leben, als wäre es Ihr letzter.

Hamster im hinteren Stromgebiet von Joachim Meyerhoff ist erschienen im Verlag Kiepen-heuer& Witsch.