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Ein Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller
  • Von der Seele reden

Kamala Harris ist eine echte Alternative zu Trump

Von der Seele reden | Folge 613

05.08.2024

Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.

Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de


In Kalifornien war sie eine harte Staatsanwältin, als Vizepräsidentin blieb sie blass. Kann Kamala Harris die Demokraten jetzt zum Sieg über Trump bringen? Das Wahlkampfteam von Harris hatte bei einer Veranstaltung mehr Spenden gesammelt als erwartet. Insgesamt nahmen sie in kurzer Zeit 200 Millionen Dollar ein. Offenbar sehnen sich die aufgeklärten US-Amerikaner nach einer Alternative zum kranken Narzissten und gefährlichen Populisten Trump.

Natürlich ist Harris eine gestandene Politikerin der Demokraten, die einen sachlichen und gebildeten Eindruck macht, anders als ihr Gegenkandidat. Ihr Vater ist ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler, der aus Jamaika in die USA einwanderte, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter - eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin - kam aus Indien und lernte Harris' Vater in den 60er Jahren in den USA kennen.

Harris hat schon früh wiederholt die "gläserne Decke" durchbrochen: Sie war die erste Frau, die Bezirksstaatsanwältin von San Francisco wurde, dann die erste schwarze Generalstaatsanwältin von Kalifornien. Ihr teils tougher Law-and-Order-Kurs damals ging manchem in der Partei zu weit. Als sie 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Anfang 2021 übernahm mit ihr schließlich erstmals eine Frau sowie eine schwarze und asiatischstämmige Person die US-Vizepräsidentschaft. Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt des Vizes waren enorm. Die frühere Senatorin konnte in der Rolle als Bidens Stellvertreterin in den vergangenen Jahren aber nicht wirklich punkten, schreibt das ZDF.

Sie ist eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzt sich gegen Waffengewalt und auch gegen die laschen Waffengesetze ein. Wie sehr die Amerikaner an ihren Waffen hängen, wird immer wieder deutlich. Aber das sind wohl eher die ohnedies reaktionären Menschen. Im Februar bekannte sie sich in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem internationalen Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel mit deutlichen Worten zur Mäßigung in Gaza. Sicher ist sie für die aufgeklärten und bildungsnahen Amerikaner eine echte Alternative. Aber gibt es auch Anhänger der Republikaner, die sie erreichen kann?

Wir kennen die Gefahren, die von Populisten ausgehen: Es geht um Ängste. Die Populisten versprechen einfache Lösungen, die aber nicht funktionieren können. Die Angst vor einer „Überfremdung“ der eigenen Nation spielt den Populisten in die Hände – überall – selbst bei uns. In den USA wächst die Bevölkerung aufgrund der Migration um mehr als eine Million Einwohner pro Jahr. Wir wissen, dass in ländlichen Regionen mit einem höheren Anteil bildungsferner Menschen die Neigung, Populisten zu wählen, größer ist als in Ballungszentren. In den 30 größten Ballungsräumen der USA leben ca. 140 Millionen Menschen von einer Gesamtbevölkerung von gut 340 Millionen.

Wir können es Amerika und auch uns nur wünschen, dass Kamala Harris es schafft. Trump wäre ein zu großer Unsicherheitsfaktor in einer ohnedies unsicheren Welt. Amerika – zeige es der Welt, dass Deine Bevölkerung nicht mehrheitlich aus ignoranten und ungebildeten Menschen besteht. Kein Volk auf der Erde möchte auf der Seite einer Nation stehen, in der die Dummheit regiert.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche, aber bitte bleiben Sie achtsam.