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  • Mahler Meint
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Wie zähmt man einen Tiger?

29.04.2022

Wie zähmt man einen Tiger? Bestimmt nicht, indem man ihn immer weiter reizt, den Kampf mit ihm aufnimmt und versucht, ihn mit den gleichen Waffen zu schlagen.

Wie stoppt man einen Wahnsinnigen? Bestimmt nicht, indem ihm immer spiegelt, dass er ein Idiot ist und ständig versucht, ihm immer mehr auf den eh schon desolaten Schädel zu schlagen.

Man habe schon immer gewusst, dass Wladimir Putin kein lupenreiner Demokrat ist, sagt An-nette Schavan, Vertraute von Angela Merkel. Und verteidigt im selben Atemzug Merkels Russlandpolitik der Besonnenheit, die Olaf Scholz jetzt fortzusetzen versucht. „Wandel durch Handel“ war richtig. Und auch die Modernisierungspartnerschaft. Putin sei damals „nicht so im Tunnel“ gewesen wie heute. Seine Entscheidung zum Überfall auf die Ukraine war eine Art Eruption, sagt Annette Schavan und greift ein Wort des früheren Botschafters in Moskau, Rüdiger von Fritsch, auf, wonach Putin das „Schachbrett umgeworfen“ habe.

„Putin muss mit Verhandeln wieder ins Boot geholt werden“ sagt Schavan weiter und weiß natürlich auch, dass dieser Satz angesichts mutmaßlicher Kriegsverbrechen hochproblematisch ist.

Wie zähmt man einen Tiger? Sicher nicht, wenn man sich nur auf die Waffen des Tigers ein-lässt. Sondern sich trotz einer gewissen Aussichtslosigkeit bemüht, sein Vertrauen zu gewinnen.

Nur aus diesem Grund bin ich Angela Merkel, Emmanuel Macron und Olaf Scholz dankbar, dass sie nicht nur mit dem Säbel rasselten und rasseln, sondern unermüdlich versuchen, den Tiger mit feinem diplomatischem Florett zu kleinen Schritten hin zu Vernunft zu bewegen.