Treue, auch wenn‘s schwer fällt.
Als der Rektor der theologischen Hochschule nach meinem Examen eine Beurteilung über meine Befähigung zum Gemeindepastor geschrieben hat, fand sich folgender Satz in der Empfehlung: Günter Mahler liebt die Gemeinde kritisch.
Ja und so ist es geblieben, bis auf den heutigen Tag. Ich bin der evangelischen Freikirche der Baptisten treu geblieben, auch wenn es mir oft schwergefallen ist. Zu konservativ, zu eng, zu wenig innovativ.
Aber: meine geistliche Heimat.
In Deutschland bin ich auch geblieben. Ich habe gegen vieles protestiert. Gegen den NATO-Doppelschluss im heißen Herbst der 1980iger. Gegen ungerechte Wirtschaftsbeziehungen mit den armen Ländern des Südens. Gegen die Abschottungspolitik gegenüber Hilfe suchenden Geflohenen. Gegen eine Sozialpolitik, die die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht.
Aber ich bin immer noch da. Und engagiert. Unsere bedrohte Demokratie, die zunehmende Militarisierung braucht streitbare, kritische Bürger. Ja, ich empfinde unserem Land gegenüber auch eine Verpflichtung. Diese Bundesrepublik hat mir viel gegeben. Ich will etwas davon zurückgeben. Auch, wenn ich dieses Land – ebenso wie meine Kirche – immer kritisch lieben werde.