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Jugendsünden.

06.03.2024

Der Räuber Hotzenplotz. Das kleine Gespenst. Die kleine Hexe. Der kleine Wassermann. Kra-bat. „Kinder brauchen Geschichten“ steht auf dem Grabstein von Otfried Preußer, einem der begnadetsten Kinderbuchautoren, von dem ich als vorlesender Vater sehr profitiert habe.

In Pullach bei München haben sie ein Gymnasium nach dem in der heutigen Tschechei gebo-renen Ottfried Preußler benannt. Aber damit soll jetzt Schluss sein. Denn Ottfried Preußler hat als junger Mann eine Sünde begangen. Sagen die Kulturhistoriker. Sie haben jetzt herausgefunden, dass Preußler 1941 in die NSDAP eingetreten ist. Schlimmer noch für die Kultur-Vergangenheits-Schnüffler auf der Spur der politischen Correctness: 1944 hat der Geschichtenerzähler ein Werk namens „Erntelager Geyer“ im Junge-Generation-Verlag in Berlin herausgegeben. Ja, dieser glorifiziert die Hitler-Jugend. Und das ist sicher in dieser Zeit für einen jungen Mann nichts Ungewöhnliches gewesen.

Vorgeworfen wird Preußler auch nicht der Inhalt des Buches. Auch nicht, dass er als „verblendeter junger Mensch“ ein solches Werk verfasst habe. Sondern die Tatsache, dass Preußler sich nach dem Krieg nie zu diesem Buch bekannt und erst recht nicht von seinem Inhalt in konkreter Form distanziert habe. Deshalb stellt das Pullacher Gymnasium nun 10 Jahre nach der Namensgebung „Otfried-Preußler-Gymnasium“ den Antrag auf Rückbenennung in „Staatliches Gymnasium Pullach“.

Nach Karl May muss nun nach Ansicht der Sittenpolizei auch Otfried Preußler dran glauben. Ich werde die Bücher von Otfried Preußler dennoch in Ehren halten. Die Sünden der Heiligen trösten uns mehr als ihre Tugenden.

In Pullach residiert nebenbei auch der Bundesnachrichtendienst.