Frieden schaffen ohne Waffen?
Die Nation ist genauso gespalten wie ich es bin. 53% sind für die Lieferung von Leopard 2 Panzern an die Ukraine, 39% sind dagegen.
Als gelernter Pazifist habe ich 1000 mal skandiert „Frieden schaffen ohne Waffen“. Das war im heißen Herbst der 1980iger Jahre und ich hielt mich in Mutlangen auf, um gegen die amerikanischen Pershing-Raketen zu demonstrieren.
Aber was mache ich jetzt? Natürlich bin ich dafür, dass sich die Ukraine gegen den brutalen Überfall Russlands schützen kann und muss. Gleichzeitig meine ich nicht, dass der Zweck je-des Mittel heiligt. Durch ein weiterdrehen an der Rüstungsspirale wird mit Sicherheit ein sehr langer Abnutzungskrieg geführt werden. Weder Russland noch die Ukraine werden diesen Krieg mit der bedingungslosen Kapitulation der einen oder anderen Seite gewinnen können.
Russland wird, vom Westen immer mehr in die Enge getrieben, zu jedem Mittel greifen. Das bedeutet einen Atomschlag oder eine Eskalation, in die der Rest der Welt hineingezogen werden wird.
Der Ausweg aus diesem Dilemma? Die Solidarität mit der Ukraine ist nicht allein die Frage nach immer mehr und immer schwereren Waffen. Es ist auch eine Frage von diplomatischen Initiativen, wie sie zum Beispiel unlängst von Brasiliens Präsident Lula ins Spiel gebracht wurden.
Eines ist klar: der Ukraine geht es nicht um einen tragfähigen Kompromiss, sondern um einen Sieg gegen Russland. Allein deshalb sollte man Selenskyi nicht jeden Wunsch erfüllen. Er muss sich verhandlungsbereit zeigen. Alles andere führt in die Katastrophe, nicht nur für Russland und die Ukraine, sondern für die ganze Welt.