00:00
01:36
  • Mahler Meint
  • Kommentar

Demos: Doppelmoral der weißen Mittelschicht?

05.02.2024

Ganz Deutschland freut sich über die gewaltigen Demos gegen Rechts, die in den vergangenen Tagen die Republik gerockt haben. Ganz Deutschland? Nein, die AfD natürlich nicht, die gegen die Berichterstattung polemisiert. Lügenpresse kennen wir schon. Ganz billiger Trick, der hoffentlich auch bei den Dümmsten nicht mehr verfängt.

Erstaunlich ist aber, dass die Obermoralisten im Land schon wieder meinen, die Demos kapputtreden zu müssen. „Ein Feigenblatt“ sei es, Schildchen gegen rechts hochzuhalten und gleichzeitig zu monieren, dass die weiße Mittelschicht sich dagegen entscheidet, seinen Sprössling von einer Grundschule mit hohem Migrantenanteil weg zu schulen. Ich darf doch auch für die Verkehrswende demonstrieren, ohne dass ich das Autofahren aufgeben muss. Genauso darf ich mich dafür einsetzen, dass Brennpunktschulen aufgewertet werden, damit mein Kind auch in einer solchen Schule eine Chance hat, eine gute Bildung zu erhalten. Dass nach den besorgten Bürgern nun auch die laut geworden sind, die nicht nur gegen etwas sind, sondern auch für – nämlich für die Demokratie, die gegen rechtsradikale Umtriebe geschützt werden muss, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Wer moralisch ohne jeden Makel ist, werfe den ersten Stein. Aber auch nur die oder der. Ansonsten gilt: Klappe halten und sich freuen, dass wir mehr sind. Ob linke Rotweintrinker, rechte Bildungsbürger, Mittel-Unter-oder Oberschicht – Hauptsache, unsere Demokratie bleibt wehrhaft und geht gegen Nazis auf die Straße.