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  • Mahler Meint
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Das Paradies wird geplündert.

01.08.2024

Machen Sie bitte die Augen zu und hören sie auf mein Wort: Mykonos. Was für Bilder entfalten sich vor ihrem inneren Auge? Was riechen Sie? Was hören Sie? Was schmecken Sie?

Also ich sehe ein türkis-blaues Meer. Weißgetünchte Häuser mit blauen Fensterläden. Wind-mühlen. Eine kleine Bucht, nur meine Liebe und ich im weißen Sand. Ich rieche wilde Kräuter wie Thymian, Oregano, Anis, Rosmarin, Salbei, Lorbeer, Lavendel und Minze. Ich höre Zikaden und das Flirren der Hitze. Ich schmecke Retsina, Holzkohlengrill, Ouzo und griechischen Joghurt mit Walnüssen und Honig.

Machen sie die Augen gerne wieder auf. Und sie sehen vor Mykonos drei große Kreuzfahrt-schiffe auf einmal. Tausende lärmende Touristen fallen übe die Insel her, lassen kein Geld da, weil auf dem Schiff alles inklusive ist und verschwinden in einer Dieselwolke wieder.

Egal wo: ob in Griechenland, auf Mallorca oder in Venedig: Überall dasselbe: Die Tourismusindustrie freut sich über volle Kassen, die Bevölkerung stöhnt über steigende Immobilienpreise und die Verrammschung des Paradieses.

Und die Individualtouristen und Backpacker dieser Welt finden keinen Zipfel Land und Meer mehr, wo sie in Ruhe regenerieren können.

Wir stecken in der Falle. Oder auf dem weltgrößten Campingplatz bei Venedig. 16.000 Men-schen dicht an dicht – so eng ist es zu Hause nicht. Urlaubsplanung ist ein schwieriges Unter-fangen geworden.