Alle Jahre wieder...
Alles beginnt mit einem weltberühmten Weihnachtslied. Es ist nur ein einzelner deutscher Soldat, der am Heiligen Abend 1914 an der deutsch-britischen Front in Nordfrankreich lautstark intoniert: "Stille Nacht, heilige Nacht …" Doch schon bald erfasst die Melodie den gesamten deutschen Schützengraben über viele Kilometer. Aus Tausenden Männerkehlen tönt es: "Schlaf in himmlischer Ruh".
Auch auf die britischen Soldaten in ihrem Schützengraben greift die feierliche Stimmung über, wie sich Oberleutnant Johannes Niemann vom 9. Königlich Sächsischen Infanterieregiment Nr. 133 später erinnert: "Und so kam es, dass sich der Krieg in die beschauliche Form eines Sän-gerwettstreites verwandelte und sich der kriegerische Geist hüben wie drüben in Weihnachts-stimmung verlor".
Es sind wohl zuerst die sächsischen Soldaten, die am Weihnachtsmorgen im Abschnitt von Niemanns Kompanie in Französisch-Flandern aus ihren Gräben klettern und auf die britischen Linien zugehen. Auch an anderen Frontabschnitten, wo sich Deutsche auf der einen und Engländer, Schotten, Iren oder Waliser auf der anderen Seite gegenüberliegen, spielen sich während des Weihnachtsfriedens von 1914 im Niemandsland solche Verbrüderungsszenen ab. Man bestattet gemeinsam die Gefallenen, kommt ins Gespräch, tauscht kleine Geschenke, Zigaretten, Zigarren oder einfach nur einen Schluck aus der Schnaps-, Whisky oder Rum-Flasche aus.
Es scheint fast so, als würde der Geist des Friedens und der Versöhnung zu Weihnachten be-sonders stark in alle kriegerischen Auseinandersetzungen eindringen. Wie schön wäre es, wenn sich solches auch an der ukrainisch-russischen Front oder in Gaza ereignen könnte. „Und Frieden auf Erden bei den Menschen. An ihnen hat Gott Wohlgefallen".