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Ein Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller
  • Von der Seele reden

Kommt die Wehrpflicht zurück

Von der Seele reden

25.04.2025

Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.

Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de


Kommt die Wehrpflicht zurück? Auch für Frauen?

Deutschland muss mehr für seine Verteidigung tun. Inzwischen eine Binsenweisheit.  Für den Wehretat sind Milliarden eingeplant – doch es fehlen Soldaten. SPD und Union diskutieren über ein Comeback der Wehrpflicht. Die Union fordert ein verpflichtendes Dienstjahr – für Männer und Frauen. Wer nicht zur Bundeswehr möchte, muss sein „Gesellschaftsjahr“ bei sozialen, kulturellen oder ökologischen Einrichtungen ableisten, entsprechend dem früheren Zivildienst. Die SPD setzt hingegen auf Freiwilligkeit. Ein Pflichtjahr für Frauen ist ohnedies nicht umzusetzen. Dafür müsste die Verfassung geändert werden.  

Die Befürworter tragen vor, dass im Ernstfall Deutschland durch die Wehrpflicht über eine größere Menge gut ausgebildeter Kräfte verfügen würde. Hinzu kommt, dass junge Menschen soziale, moralische und praktische Kompetenzen erlernen würden. Angesichts steigender Umweltkatastrophen und klimatischer Belastungen könnten künftig auch hier deutlich mehr Einsatzkräfte notwendig werden. Eine Wehr- oder Dienstpflicht würde auch auf diesen Feldern eine Grundausbildung ermöglichen.

Eine Wehrpflicht widerspricht der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung. 52 Prozent der Jugendlichen vertrauen der Regierung nicht. In solchen Zeiten den Jugendlichen seitens der Regierung einen Pflichtdienst zu verordnen, ist sicher das falsche Signal. 

Die Bundeswehr führt eine inzwischen lange Mängelliste. Marode Decken in den Kasernen, überbelegte Zimmer, Duschcontainer vor den Gebäuden, weil in den Nasszellen Legionellen-Gefahr herrscht, eine Handvoll Toiletten für hunderte Soldaten und Soldatinnen. Die Kasernen nun mit zehntausenden Jugendlichen zu fluten, scheint für alle unzumutbar.

Noch eine Sache spricht gegen eine allgemeine Wehrpflicht: der große Fachkräftemangel. In vielen Branchen fehlen viele gelernte Arbeitskräfte. Wie können wir da rechtfertigen, einen großen Teil der 18-Jährigen für ein Jahr in Kasernen zu sperren?

Inzwischen wird bei der Bundeswehr mehr auf moderne Gerätschaften und neue Technik gesetzt. Innerhalb der wenigen Monate der Wehrpflicht ist es den Menschen nicht möglich, für diese neuen und komplexen Waffensysteme ausgebildet zu werden.

Meine Empfehlung: Keine voreiligen Maßnahmen! Zunächst auf Freiwilligkeit setzen. Gute Ausrüstung, ordentliche Kasernen, zufriedene Soldaten sind die beste Nachwuchswerbung. Da muss der Schwerpunkt liegen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche, aber bitte bleiben Sie achtsam.