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Zündstoff

09.08.2023

Zündstoff

Sind Koranverbrennungen freie Meinungsäußerung oder unnötige Provokation?

Es ist nur ein Buch, nach erst mündlicher Überlieferung aufgeschrieben von Menschen, unzählige Male gedruckt, gebunden, in großen Auflagen in die Welt gebracht: der Koran. Und doch ist es für fast 2 Milliarden Muslime heilig. So heilig, dass es eine ungeheure Provokation ist, dieses Buch öffentlich zu verbrennen. Genau dies wird in letzter Zeit in Schweden oder Dänemark bewusst in Kauf genommen. Von extrem Rechten, von Islam-Hassern wie dem Iraker, der von der Terrororganisation Islamischer Staat verfolgt wurde und auf diese Weise Rache nehmen will. Dafür sucht er genau diese symbolische Tat in der Öffentlichkeit. Das kann in den nordischen Ländern als Demonstration angemeldet werden und so geschieht es auch. Die Meinungsfreiheit ist dort ein so hohes Gut, dass man ihr die – oft gewalttätigen – Folgen unterordnet. Für Schweden hat es sogar weltpolitische Auswirkungen, denn der türkische Präsident Erdogan wollte schon deshalb dem NATO-Beitritt des Landes nicht zustimmen. Die dänische Regierung überlegt nun, diese Koranverbrennungen in bestimmten Fällen zu untersagen. Die große Mehrheit der Oppositionsparteien will das nicht: ‚Es dürfe nicht sein, dass man durch den Gebrauch von Gewalt oder Drohungen recht bekomme.‘ Eine schwierige Frage oder? Vielleicht ein Thema für den Ethik-Unterricht in der Schule. Ich denke immer, das muss doch nicht sein, muss es so drastisch sein und dadurch Gewalttaten, oft sogar Tote nach sich ziehen? Bevor man es einfach verbietet, sollte man vielleicht das ausführliche Gespräch mit den Personen suchen, die solches vorhaben. Oder ist das schon Einknicken? Alles nur theoretisches Abwägen, doch Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson spricht inzwischen von der „ernstesten Sicherheitslage seit dem Zweiten Weltkrieg“.