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Wintersport am Pranger.

06.02.2023

Auf der Straße festkleben und dann mit der Freundin nach Thailand in den Urlaub fliegen. Das war der Shitstorm der Woche. Ich schließe mich gleich an – aber nicht als Opfer, sondern als Täter: Wir kommen gerade von einem tollen Skiwochenende aus Österreich zurück und schlimmer noch: das war der 3. und vermutlich nicht der letzte Aufenthalt in den Bergen in dieser Skisaison. Als Rentner haben meine Frau und ich jetzt endlich Zeit, die Saisonkarte so richtig zu nutzen. Ich könnte mich jetzt rechtfertigen: Mit dem E-Auto gefahren, im Quartier gibt es eine Pellets-Heizung, das Skigebiet beschneit nach dem Reinheitsgebot und die Lifte haben die beheizten Sitzflächen komplett ausgeschaltet. Es laufen nur so viele Lifte wie Leute auf dem Berg sind und die Preise haben so stark angezogen, dass es immer weniger werden.

Aber da hilft kein drum rumreden: Der Tourismus ist Täter und Opfer zugleich: Der Klimawandel macht Wintersport schwieriger, und durch unser Urlaubsverhalten befördern wir den Klimawandel. Allerdings hält Tourismusforschungs-Professor Jürgen Schmude Skiurlauber nicht für die größten Klimasünder: “Durch einen Verzicht auf Flugreisen wie zum Shopping nach Mailand oder zum Kaffeetrinken nach Paris könnte viel schneller ein viel größerer Klimaschutzeffekt erzielt werden”, sagt Schmude. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass der welt-weite Tourismus für acht Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist.

Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Energieverbrauch in allen Lebensbereichen drastisch sinken – der Tourismus ist nur ein kleiner Teil davon. Aber so ganz ohne schmutzige Finger komme ich aus dieser Nummer nicht raus. Es gibt kein gutes Gewissen. Allenfalls ein getröstetes – und das heißt, trotz Skilaufen in allen Lebensbereichen auf Klimaschutz zu achten.