Verstehen, was Verlust bedeutet. Ein Besuch im ‚Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung‘ lohnt.
Jeden Tag komm ich dran vorbei und nun habe ich es endlich geschafft, mal hinein zu gehen ins ‚Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung‘ hier in Berlin am Anhalter Bahnhof. Nennt sich ein ‚einzigartiger Lern- und Erinnerungsort zu Flucht, Vertreibung und Zwangsmigration in Geschichte und Gegenwart‘.
Letztlich habe auch ich eine Fluchtgeschichte - meine Mutter, damals noch Kind und deren Mutter und Großmutter mussten wie so viele am Ende des Krieges aus Schlesien fliehen. Wie sehr hat das geprägt. Mindestens bis in meine Generation, denn ich hab die dramatischen Geschichten ja immer und immer wieder gehört. Nach Wochen kamen sie zu Fuß nach Berlin. Untergekommen zunächst in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon in Waidmannslust. Sie hießen nicht Flüchtlinge, sondern Heimatvertriebene. So steht es auch auf den Vertriebenenausweisen meiner Großeltern.
Auch heute ist Flucht allgegenwärtig - vor Krieg, unerträglichen Lebensumständen, Verfolgung und auch bewusste Vertreibung gibt es tausendfach. All diese alten und neuen Geschichten zeigt das Zentrum eindrucksvoll mit Original-Dokumenten, Aufrufen an die Bürger, persönlichen Gegenständen, hilfreichen Dingen im Alltag, sogar Broschüren, wie man sich einfache Möbel wie den sogenannten Knüppeltisch selbst bauen kann. Die Fotos der typischen Flüchtlingstrecks mit ihren Leiterwagen sind schwer auszuhalten. Besonders die der Fliehenden im eisigen Winter 44/45 über das Frische Haff, erfrorene Menschen und Pferde seitlich am Weg liegend. Auch ein hölzerner Pferdewagen in Originalgröße steht dort. Karten und gut verständliche Texte erläutern dies alles. ‚Verstehen, was Verlust bedeutet‘ – das können Sie jederzeit bei freiem Eintritt im ‚Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung‘ hier in Berlin am Anhalter Bahnhof.