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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Toleranz und Akzeptanz.

30.08.2023

Eigentlich habe ich nichts gegen Schwule, aber ich kann mit ihnen nichts anfangen. Musst du auch nicht, entgegne ich einer Freundin. Kennst du denn welche? Nein, aber wenn ich sie in der Stadt knutschen sehe, dann habe ich ein komisches Gefühl. Siehst du schwule und lesbische Pärchen in der Stadt? Eher nicht. Nur, wenn sie ihre Paraden machen. Dann auch eher im Fernsehen. Ich finde das abstoßend.

Also keine Toleranz für Homosexuelle. Tolerare heißt: erdulden, aushalten. Deshalb ist Toleranz auch eine sehr niedere Stufe im Zusammenleben. Es geht um akzeptare. Annehmen, anerkennen, mit etwas einverstanden sein.

Um Menschen, die anders ticken als ich selbst zu akzeptieren, muss ich sie kennenlernen. Als Individuen, nicht als anonyme Personengruppe, die etwas anderes fühlt und lebt als ich selbst. Ich habe Freunde, die schwul sind. Ich kenne einige lesbische Paare und habe Hochachtung vor ihnen. Vor allem, weil sie zu sich stehen und ganz normal unter uns leben möchten. Ich toleriere sie nicht nur, ich akzeptiere sie, weil ich sie kennengelernt habe. Wie das Ehepaar, das sich vor kurzem in unserer Kirchengemeinde geoutet hat. Er ist jetzt auch sie, die langjährige Ehe hat die Geschlechtsumwandlung vor 2 Jahren überlebt. Nächstes Jahr feiern sie Silberhochzeit. Das toleriere ich nicht, das akzeptiere ich. Indem ich diesen schweren Weg anerkenne und Achtung vor ihrem Mut habe. Der Weg von der Toleranz zur Akzeptanz führt nur über das Kennenlernen des und der Anderen.