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Solidarität.

10.07.2023

Wie organisiere ich heute wieder die Unterbringung und Betreuung meiner Kleinen? Vor dieser ganz realen Frage stehen viele Eltern an jedem Morgen. Sie müssen zum Job. Eigentlich ist der Kita-Platz zugesichert. Aber was nützt das, wenn es keinen gibt?

Im vergangenen Jahr fehlten knapp 100.000 Erzieherinnen und Erzieher. Tendenz steigend. Wenn es so weitergeht, fehlen 2030 230.000. Man kann schimpfen, über schlechte Bezahlung lamentieren, Schuldige suchen – für den Augenblick bringt das nichts.

In den 1980iger Jahren war ich in Nicaragua. Ich besuchte ein Seniorenheim. Einmal in der Woche kam eine Krankenschwester vorbei. Ansonsten halfen sich die Männer und Frauen selbst. Alle taten, was sie konnten und am Ende des Tages ging es erstaunlich gut. Keine Angst, ich meine nicht, dass wir hier das ideale Sozialsystem gefunden hätten. Aber eines können wir von Menschen in prekären Verhältnissen lernen. Niemand sitzt da, dreht Däumchen und wartet, bis der Staat kommt.

Solidarität bedeutet, dass die mit der größten Not zuerst kommen. Nicht die mit dem meisten Geld oder den besten Beziehungen.

Übertragen auf das Kita-Thema bedeutet dies zweierlei: Erstens sollten diejenigen freiwillig auf einen Kita-Platz verzichten, die auch gut selbst für die Kleinen sorgen können und zweitens käme es auf eine gute Organisation in der Nachbarschaft an. Wenn unsere Gesellschaft nicht so individualisiert wäre, wie es Menschen im Wohlstand nun mal sind.