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  • Mahler Meint
  • Kommentar

König Fußball und das verkommene Reich.

27.10.2022

Ich gebe es offen zu: Ich bin in der Klemme. 1966 – ich war 13 – habe ich einen Platzverweis erhalten, als ich lautstark protestiert habe gegen die Fehlentscheidung des Wembley-Tores, das England unverdienterweise den Titel gebracht hat. Mein Vater schmiss mich raus, nach-dem ich dem Schiedsrichter unschöne Dinge an den Kopf geworfen habe.

Ich bin aber auch schon Zeit meines Lebens entschiedener Kämpfer für die Menschenrechte. Als Student habe ich eine Ortsgruppe von amnesty international geleitet.

Und jetzt habe ich das Dilemma. Ich schaue leidenschaftlich gerne Fußballspiele, die EM und die WM waren stets meine Highlights im 2-Jahres-Rhythmus. Ich habe kaum ein Spiel verpasst.

Aber: Mit Katar ist der internationale Fußball vollends ins Abseits gestolpert. Die FIFA ist durch und durch verdorben. Korrupt, menschenverachtend, nur noch dem Geld hinterherstolpernd – jeder weiß das. Jeder weiß um die Tausenden von Toten, die als Arbeitssklaven in Katar ihr Leben verloren haben. Durch ihren Tod wurden Familien in Nepal und anderswo in unermessliches Leid gestürzt.

Wir lassen uns das bieten. So weit geht unsere Solidarität mit den Sklaven dann doch nicht, dass wir uns unser liebstes Spielzeug wegnehmen lassen. Genauso wenig wie wir aus Solidarität mit der Ukraine auf ein kleines Stück unseres Wohlstandes verzichten wollen, wollen wir auch nicht auf die Spiele im Fernsehen verzichten. Eine andere Sprache als Boykott und sinkende Einschaltquoten beim Goldesel TV-Gelder verstehen weder die Kataris noch die FIFA. Zeigen wir es Ihnen! Ich hoffe, ich packe das.