Jetzt hilft nicht mal mehr beten.
In Krisenzeiten sind die Kirchen voll. Diese These stimmt nicht mehr. Gerade jetzt – in der Krise – laufen der Kirche die Leute massenhaft davon. Die Kirchenaustrittswelle hat den Server beim Kölner Landgericht zeitweilig zusammenbrechen lassen – so hoch war der Bedarf nach zusätzlichen Terminen für Kirchenaustritte. Gleichzeitig machen die Frauen der Bewegung Maria 2.0, die vehement für eine Modernisierung der katholischen Kirche demonstrieren, gewaltig Druck.
Von Mittwoch bis Freitag tagt die Deutsche Katholische Bischofskonferenz. Die Bischöfe – natürlich ausnahmslos Männer – suchen verzweifelt einen Ausweg aus der Krise. Ein erstes Zeichen scheint man gesetzt zu haben, indem man mit Beate Gilles erstmals eine Frau als Generalsekretärin der Bischofskonferenz berufen hat.
Das wird allerdings nicht reichen. Die Kirche steht mit dem Rücken zur Wand. Und da hilft nicht einmal mehr beten. Da hilft nur noch ein Befreiungsschlag. Transparenz und lückenlose Aufklärung der Missbrauchsfälle. Frauen den Zugang zu allen Ämtern in der Kirche ermöglichen. Dann die Abschaffung des Zölibats für Priesterinnen und Priester. Und: das Strafrecht des Grundgesetzes muss der Kirchengerichtsbarkeit übergeordnet sein. Straftaten sind Straftaten – innerhalb und außerhalb der Kirchenmauern. Das betrifft im Übrigen nicht nur die katholische Kirche.
Vielleicht bewegt sich die Bischofskonferenz und der Vatikan jetzt in die richtige Richtung. Wenn schon nicht aus Einsicht, so doch aus der Not heraus.