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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Durch dick und dünn.

28.08.2023

Der Anruf traf mich wie ein Hammer. Günter, ich habe Krebs im Endstadium. Würdest Du mich beerdigen? Vor Jahrzehnten hatten wir engen Kontakt, sind miteinander in den Urlaub gefahren, haben uns in einem Freundeskreis getroffen. Dann sind wir weggezogen und der Kontakt war sporadisch bis nicht mehr vorhanden.

Nach dem Anruf sind meine Frau und ich hingefahren, haben mit der schwerkranken Frau und ihrem Mann gesprochen und die Beerdigung vorbereitet. Im Nachgang besuchen wir die Beiden, essen zusammen oder trinken Kaffee, reden und machen Gesellschaftsspiele. Wir lachen auch viel, teilen das Leben und versuchen so gut es geht, in ihren von Schmerzen geprägten Alltag eine wenig Sonne zu bringen. Wir tun uns gegenseitig gut und wir profitieren auch von Ihrem Humor und von der Kraft, mit der sie ihr Schicksal trägt.

Gestern habe ich sie gefragt, was ich in meinem Kommentar thematisieren soll. Rede über Freundschaft, sagte sie. Dass wir uns in all den Jahren mit Höhen und Tiefen nicht verloren haben. Und nahtlos an unseren tollen Urlaub in Italien angeknüpft haben. Wozu sind Freundschaften da? Dick und dünn, hoch und runter, lachen und Tränen. Wir sind froh, dass wir einander haben. Und dass Zeit und Kilometer uns nicht klein gekriegt haben.

Natürlich fürchte ich mich vor dem Tag, an dem ich sie beerdigen muss. Wir wollen über ihren Tod hinaus ihren Mann begleiten. Liebe ist stärker als der Tod.