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Du bist ein Gott, der mich sieht.

16.01.2023

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Da stehen Sie, 10 Asylbewerber am Sarg meines Onkels Ludwig und sprechen ihm die Seligpreisungen Jesu zu. Farbige sind darunter, das Deutsch der meisten ist schwer zu verstehen. Der Inhalt schon. Ludwig, mein Onkel, hat bis zu seinem Tod mit 80 Jahren für den örtlichen Tafelladen Fahrdienste übernommen und hat im Asylarbeitskreis einige zu Firmen vermittelt, hat sie in Lohn und Brot gebracht und hat ihnen damit das Aufenthaltsrecht erwirkt.

Was Ludwig noch so alles gemacht hat, weiß ich nicht. Ludwig hat nicht viel geredet, schon gar nicht fromm. Er hat gehandelt. Er hat die Menschen gesehen. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ ist das Motto der christlichen Kirchen für das Jahr 2023. Ich habe mich immer gefragt, wie Gott das macht. Und habe begriffen: Er bedient sich der Augen von Ludwig. Und auch meine Augen sind gefragt, damit ich sehe. Menschen in Not. Und dann nicht quatsche, sondern handle.

Ich habe zu den Frauen und Männern gesagt: Wenn ihr eines Tages an meinem Sarg steht und mir die Seligpreisungen zusprecht, dann winke ich Euch aus dem Sarg zu. Alles richtig gemacht, Ludwig. Alles richtig gemacht, Günter. Geht hinein in das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, das Gott für Euch vorbereitet hat. Dort trefft ihr Euch wieder.