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  • Mahler Meint
  • Kommentar

Die letzte Freiheit des Menschen.

06.07.2023

Im letzten Grund gehört der Mensch in seiner Entscheidung, zu leben oder zu sterben, sich selbst. Ich glaube, dass der Mensch im Wesentlichen nur sich selbst gehört. Ich bin aber zu einem vernünftigen Übereinkommen bereit.

Das sagt der jüdisch-österreichische Philosoph Jean Amery. Von einer Fremdbestimmung über sein Leben, sei es durch die Religion, sei es durch andere Menschen, hat er nie etwas gehalten. Die Freiheit, über sein Ende selbst zu bestimmen, ist die letzte Freiheit des Menschen, davon war Amery überzeugt. 1978 hat Jean Amery in einem Salzburger Hotel den Freitod gewählt. Jean Amery war 66 Jahre alt.

Im Bundestag stehen sich gerade zwei Positionen gegenüber. Die Ärztinnen und Ärzte sollen einem aufgeklärtem, mündigen und selbstbestimmten Menschen Medikamente zur Selbsttötung verschreiben dürfen. Was sie dann damit machen, ist ihre Sache. So wollen es die FDP und die Grünen.

CDU und SPD schlagen vor, nur geschäftsmäßige Sterbehilfe juristisch zu verfolgen. Aufklärung sei wichtig, ergebnisoffene Beratung, psychologische Betreuung.

Die Freiheit des Menschen, über seinen eigenen Tod selbst bestimmen zu dürfen, ist ein hohes Rechtsgut. Keine Institution, keine Religion, die sich als moralische Instanz aufspielt, kann diese Entscheidung für eine oder einen anderen treffen. Dafür zu sorgen, dass aus der Not der Menschen ein Geschäftsmodell gemacht wird, ist die Aufgabe des Staates in Erfüllung des Schutzes seiner Bürgerinnen und Bürger.