Die Geister, die ich rief.
Martin Bernklau, ein Journalist in Tübingen, ist laut polizeilichem Führungszeugnis ein unbe-scholtener Bürger. Copilot, die KI-basierte Suchmaschine von Microsoft, weiß es allerdings besser.
Copilot teilte Martin Bernklau mit, dass er ein Familienvater aus dem Nordschwarzwald sei, ein drogensüchtiger Ausbrecher, der seine Nichte missbraucht und viele weitere Verbrechen begangen habe.
Des Rätsels Lösung: Martin Bernklau berichtet als Journalist immer wieder über Gerichtspro-zesse. Die KI machte aus dem journalistischen Beobachter von Verbrechen den Verbrecher selbst.
Wenn ich etwas auf ebay verkaufen möchte, bietet mir das Portal einen KI-Text an. Das ist praktisch. Besser könnte ich es nicht formulieren. So gesehen ist die KI ein Segen. Aber sie ist auch zugleich ein Fluch. Denn: Die Tech-Konzerne haben die künstliche Intelligenz von der Kette gelassen ohne hinreichende Selbstkontrolle und ohne wirksame rechtliche Kontrolle von außen.
Das macht KI zu einer nicht mehr kontrollierbaren Bestie. Aber die KI ist nichts Außerirdisches. Es sind Menschen, die sie unter die Menschen bringen. Und deshalb müssen diese Menschen für die Folgen ihres Tuns verantwortlich gemacht werden. Es gibt Hoffnung: Google, Meta oder OpenAl müssen künftig vor Veröffentlichung von KI-Inhalten einen Sicherheitstest bestehen. Und die KI-Entwickler sollen für schwere Schäden, die durch Nutzung ihrer Modelle entstehen, haftbar gemacht werden. Vielleicht gelingt es doch noch, die Geister, die wir riefen, zu zähmen. Martin Bernklau wird es ihnen danken.