Der Papst in der Klemme.
Man kann es nicht allen recht machen. In dieser Klemme steckt Papst Franziskus. Einerseits möchte er den Reformern entgegenkommen, um nicht alle zu verlieren. Andrerseits kann er die Traditionalisten nicht völlig vor den Kopf stoßen. Sonst sind die weg. Egal, was er tut oder nicht tut: so richtig zufrieden ist niemand. Und das in einer Zeit, in der der römisch-katholischen Kirche die Menschen scharenweise davonlaufen.
Es sollte aussehen wie ein liberaler Befreiungsschlag: Papst erlaubt Homo-Paaren Segnung war gestern die Headline in der Presse. Aber: der Teufel steckt im Detail bzw. im Kleingedruckten. Da ist die Rede von der „Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen". Schon diese Begrifflichkeit ist eine diskriminierende Beleidigung. Zudem wird festgelegt, dass ein solcher Segen nicht rituell festgelegt werden dürfe, „um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen. Im Klartext: Der Segen hat mit einer Paarbindung im Sinne der Ehe nichts zu tun. Und dann kommt der eigentliche Knackpunkt: es wird auch nicht ein Komma am Dogma geändert, dass es Sex einzig in der Ehe zwischen Mann und Frau geben darf. Paare werden also gesegnet mit der Maßgabe, sich lediglich platonisch zu lieben. Sobald sie in irgendeiner Weise sexuell miteinander verkehren, leben sie nach katholischer Lehre in Sünde.
Der Balanceakt des Papstes ist somit schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Um die Einheit der Kirche zu wahren, will er die Traditionalisten nicht verschrecken und doch die Hoffnung auf Wandel nähren. Das Ergebnis sind, wie so oft, päpstliche Widersprüche. Von wegen Unfehlbarkeit.